Die Gebäudevermessung und Bestandserfassung spielen eine entscheidende Rolle in der modernen Bau- und Immobilienbranche. Bei der Planung und Ausführung von Bauvorhaben ist es unerlässlich, präzise Informationen über den aktuellen Zustand eines Gebäudes zu haben. Hierbei werden nicht nur die genauen Maße und Positionen eines Gebäudes erfasst, sondern auch wichtige Details wie verwendete Baustoffe und vorhandene Schäden dokumentiert. Moderne Technologien wie Laserscanning und Drohnenvermessung haben diesen Prozess revolutioniert, indem sie eine schnelle und genaue Erfassung ermöglichen. Diese Daten dienen als Grundlage für die Erstellung von 3D-Modellen und die Integration in Building Information Modeling (BIM), wodurch eine umfassende digitale Abbildung des Gebäudes entsteht. Der Unterschied zwischen Gebäudevermessung und Gebäudeeinmessung ist dabei wesentlich: Während die Vermessung alle Phasen eines Bauprojekts umfasst, konzentriert sich die Einmessung speziell auf die Dokumentation bereits bestehender Gebäude. Eine genaue Bestandserfassung ist nicht nur gesetzlich erforderlich, sondern auch ein wesentlicher Schritt zur Sicherstellung einer effizienten Bau- und Immobilienverwaltung.
Was ist die Bestandserfassung von Gebäuden?
Die genaue Bestandserfassung von Gebäuden spielt eine entscheidende Rolle in verschiedenen Branchen wie dem Bauwesen, dem Immobilienmanagement und dem Facility Management. Die „As-Built-Dokumentation“ beschreibt den tatsächlichen Zustand eines Gebäudes nach Abschluss der Bauphase. Aber auch die Dokumentation von Informationen während des Gebäudelebens ist von großer Bedeutung für die spätere Instandhaltung, Renovierung oder Erweiterung.
Historisch gesehen erfolgte die Bestandserfassung oft durch Vermessungsteams, die manuell Maße und Bauwerksinformationen aufzeichneten. Was in der Örtlichkeit durch das geschulte Auge des Vermessers nicht erfasst wurde, blieb in Plänen unentdeckt. Das manuelle Erfassen war enorm zeitaufwändig und konnte schnell zu Ungenauigkeiten führen.
In der heutigen Bestandserfassung ist das Laserscanning längst etabliert. Moderne Laserscanning-Technologien ermöglichen eine schnelle und präzise 3D-Erfassung von Gebäuden. Jeder einzelne Laserscan dokumentiert die Umgebung mit Millionen von Punkten. Sämtliche sichtbare Gebäudestrukturen und -details werden so erfasst. Die zu Punkwolken zusammengefügten Scans können dann z.B. zu einem detaillierten 3D-Modell verarbeitet werden.
Der Einsatz von Drohnen ermöglicht eine effiziente Bestandserfassung aus der Luft. Gerade bei hohen Gebäuden, komplexen Dachaufbauten oder schwer zugänglichen Bereichen, hat sich diese Methodik bewährt. Drohnen können hochauflösende Bilder und Videos aufnehmen, die dann ebenfalls zu 3D-Modellen verarbeitet werden können. LIDAR (Light Detection and Ranging) ist eine Methodik, mit der Drohnen sogar auch punktuelle Daten erfassen können.
Planungssicherheit: Eine genaue Kenntnis des Ist-Zustands ermöglicht eine realistische Planung und Kalkulation von Baumaßnahmen.
Fehlervermeidung: Mögliche Risiken und Probleme können frühzeitig erkannt und berücksichtigt werden.
Kostenoptimierung: Durch eine gezielte Erfassung können unnötige Arbeiten vermieden und Ressourcen effizient eingesetzt werden.
Rechtliche Anforderungen: In vielen Fällen sind Bestandserfassungen gesetzlich vorgeschrieben, z.B. bei denkmalgeschützten Gebäuden.
Die Methoden der Bestandserfassung haben sich in den letzten Jahren durch den Einsatz digitaler Technologien erheblich weiterentwickelt. Hier sind einige gängige Verfahren:
Manuelle Aufnahme:
Maßaufnahmen: Mit Maßband und Winkel werden die geometrischen Abmessungen eines Gebäudes erfasst.
Skizzen: Handgezeichnete Skizzen ergänzen die Maßaufnahmen und visualisieren den Bestand.
Fotografie: Fotos dienen zur Dokumentation von Details und Besonderheiten.
Digitale Aufnahme:
Laserscanning: Mit einem Laserscanner wird eine hochpräzise Punktwolke des Gebäudes erstellt, die die Grundlage für ein detailliertes 3D-Modell bildet.
Drohnenaufnahmen: Drohnen ermöglichen eine schnelle und effiziente Erfassung großer Flächen und schwer zugänglicher Bereiche.
Fotogrammetrie: Aus einer Vielzahl von Fotos wird ein 3D-Modell erstellt.
Eine umfassende Bestandserfassung beinhaltet in der Regel folgende Aspekte:
Geometrische Erfassung: Maße, Grundrisse, Ansichten, Höhen
Baustoffuntersuchung: Ermittlung der verwendeten Baustoffe und ihrer Eigenschaften
Schadensaufnahme: Dokumentation von Schäden und Mängeln
Technische Gebäudeausrüstung (TGA): Erfassung von Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektrik etc.
Bestandsdokumentation: Erstellung von Plänen, Schnitten, 3D-Modellen und schriftlichen Berichten
Höhere Präzision: Digitale Methoden ermöglichen eine wesentlich genauere Erfassung als manuelle Verfahren.
Schnellere Datenverarbeitung: Die gewonnenen Daten können schnell und effizient ausgewertet werden.
Visualisierung: 3D-Modelle bieten eine anschauliche Darstellung des Bestands.
Datenbasis für BIM: Die Daten können direkt in ein Building Information Modeling (BIM) integriert werden.
Die Technologien der modernen Vermessung bringen auf den ersten Blick enorme Zeitersparnisse und gleichzeitig riesige Datenmengen mit sich. Wichtig ist, dass diese Vorteile effizient genutzt werden. Nur wenn man die Messverfahren bis ins Detail versteht und sie einzusetzen weiß, kann ein Objekt fachgerecht erfasst und ein enormer Datenüberschuss vermieden werden. Jedes Bestandsgebäude hat seinen eigenen Charakter und seine Besonderheiten, jeder Auftrag einen anderen Anspruch und so sollte das Messkonzept für jedes einzelne Objekt entsprechend erarbeitet werden.
Moderne Softwarelösungen lassen eine Verknüpfung der verschiedenen Datengrundlagen zu. Der einheitliche Zugang des erfassten Bestands ist eine wesentliche Grundlage für den digitalen Zwilling (digital twin) des Gebäudes. Gefüllt mit weiteren Informationen und der Integration von Bestandserfassungsdaten verschiedenster Planungswerkzeugen wächst die Intelligenz des digitalen Abbildes. Das Building Information Modeling (BIM) ist eine fortschrittliche Methodik, bei der 3D-Modelle und datengesteuerte Informationen kombiniert werden, um einen umfassenden Überblick über ein Gebäudeleben zu bieten.
Die präzise Bestandserfassung von Gebäuden und die Erstellung von „As-Built-Dokumentationen“ sind entscheidende Schritte für eine effiziente Bau- und Immobilienverwaltung. Moderne Technologien wie Laserscanning, Drohnenvermessung und BIM tragen dazu bei, diesen Prozess zu optimieren und präzise Ergebnisse zu liefern. Investitionen in fortschrittliche Bestandserfassungstechnologien zahlen sich durch Zeit- und Kosteneinsparungen sowie eine verbesserte Gesamteffizienz aus.
Obwohl die Begriffe „Gebäudevermessung“ und „Gebäudeeinmessung“ oft synonym verwendet werden, gibt es wichtige Unterschiede zwischen den beiden:
Gebäudevermessung: Dies ist ein breiterer Begriff, der alle Vermessungsarbeiten im Zusammenhang mit einem Gebäude umfasst. Dazu gehören die Planung, Überwachung und Dokumentation aller Bauphasen. Die Gebäudevermessung beinhaltet sowohl die Einmessung des Grundstücks vor Baubeginn als auch die Kontrolle der Bauarbeiten während der Errichtung.
Gebäudeeinmessung: Dies bezieht sich spezifisch auf die Vermessung eines bereits bestehenden Gebäudes, um seine exakte Position und Größe zu dokumentieren. Diese Einmessung ist oft erforderlich, um das Gebäude im Katasteramt eintragen zu lassen oder um sicherzustellen, dass es den Bauvorschriften entspricht.
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